Hannover/Dresden, 27.04.2022
Wie kam Prof. Dr. Stefan Homburg als Wissenschaftler und Institutsdirektor dazu, sich plötzlich auf einem sozialen Medium wie Twitter zu tummeln, obwohl er sich für dergleichen nie interessiert und vor der Coronakrise noch nicht einmal ein Smartphone besessen hatte?
Die Antwort hängt einerseits mit seiner Persönlichkeit zusammen, andererseits mit der Arbeitsweise der Massenmedien: „Ich bin politisch äußerst interessiert, lebe aber wie die meisten Wissenschaftler eher zurückgezogen, war immer parteilos und habe einen ausgesprochenen Horror vor politischen Ämtern; mehrere Angebote hatte ich in meinem Leben abgelehnt. Ein guter Tag ist für mich einer, an dem ich abends klüger bin als ich morgens war, und nicht einer, an dem ich übers Land gezogen bin, dutzende Male dasselbe erzählt und in endlosen Gremiensitzungen gesessen habe. Meine politische Einflussnahme vollzog sich über Jahrzehnte nach einem üblichen Modell, das ich hier kurz beschreiben will, weil es den meisten Zeitungslesern und Medienkonsumenten unbekannt ist: Gute Journalisten schreiben ihre Artikel nicht einfach aus dem Bauch heraus, sondern rufen Fachleute an, die sie schätzen und denen sie vertrauen. In meinem Fall betraf dies hauptsächlich Themen der Steuer-, Sozial-, Finanz- und Währungspolitik, zu denen ich seit Mitte der 1990er-Jahre regelmäßig befragt wurde. Man erklärt den Journalisten die Sachlage und erhält als Dankeschön nicht Geld, sondern ein Zitat, das man vor Drucklegung genehmigt. Die namentliche Nennung in einer Zeitung hat den Vorteil, dass man Familienmitgliedern, Freunden und Bekannten demonstrieren kann, dass die esoterische Betätigung im Elfenbeinturm doch irgendwie nützlich ist. Ähnlich verhält es sich bei Einladungen zu Talkshows, in meinem Fall etwa zu Maybrit Illner, Sandra Maischberger oder Johannes B. Kerner: Auch hier wird der Zeitaufwand nicht finanziell vergütet, sondern immateriell, indem man kurzzeitig eine gewisse Bekanntheit erlangt und aus dem Schatten des einsamen Forschers heraustritt. Da politische Fragen allesamt umstritten sind, folgt auf jeden Auftritt natürlich nicht nur Lob, sondern auch Kritik, und zwar unabhängig davon, was man sagt. Seit Jahrzehnten an diese Mechanismen gewöhnt, veröffentlichte ich im April 2020 einen Gastbeitrag in der WELT und argumentierte dort, Schweden, das als einziges Land Europas an bewährten Rezepten der Gesundheitspolitik festhielt, mache es besser als Deutschland und viele andere Länder, die ein Virus mit nie zuvor gesehenen und auch nirgends empfohlenen drastischen Mitteln bekämpften. Zuvor hatte ich mehrere Wochen lang Zahlen und Daten gesammelt und insbesondere medizinische Lehrbücher und den wichtigen Artikel von John Ioannidis gelesen, der schon Mitte März vor Überreaktionen gewarnt hatte. Zu diesem Zeitpunkt sah man, dass die Fallzahlen in China deutlich sanken, und ebenso beim Nachbarn Südkorea, dessen Angaben ich vertrauenswürdiger fand …“ Stefan Homburg, Professor der Leibniz Universität Hannover, ist der Öffentlichkeit schon lange als Fachbuchautor, Sachverständiger und Talkshowgast bekannt. Während der Coronakrise wurde er zum prominenten Kritiker des Regierungshandelns. Hier schildert er in Erzählform, was vom Aufkommen des Virus bis zum Frühjahr 2022 objektiv geschah und was er dabei persönlich erlebte. Aufgrund seiner Faktenanalyse sieht Homburg Lockdowns und ähnliche Maßnahmen als Ergebnis eines Wissenschafts-, Medien- und Politikversagens. Das im schweizer Weltbuch Verlag erschienene Buch „Corona-Getwitter“ verbindet alte und neue Medien, indem es Tweets des Autors in einen laufenden Text einbettet. Dabei ist Twitter sowohl Schauplatz als auch Dokument der Zeitgeschichte: In chronologischer Abfolge präsentiert das Werk Zahlen, Daten und Grafiken zur Coronakrise, außerdem Fotos, prominente Zitate, Gerichtsurteile und Schicksale.
Kirchmöser/Dresden, 13.07.2021
von Prof. Dr. Günther Krause
Co-Autor des Vertrages zur Herstellung der Deutschen Einheit (1990), Bundesverkehrsminister a. D. sowie Wissenschaftler und Buchautor
Dieser Ausspruch: „Wer zu spät kommt …“, der dem sowjetischen Präsidenten Michael Gorbatschow nachgesagt wird (freie Übersetzung aus dem Russischen), wird häufig auf das Versagen der Politik der DDR übertragen und ist dem 8. Oktober 1989 – einem Tag nach dem 40. Jahrestag der DDR zuzurechnen. Hat Deutschland im Jahr 2021 daraus gelernt oder ist es eine typisch deutsche Tugend länger in falschen Positionen zu beharren als es eigentlich notwendig wäre? Das die Destabilisierung des Klimas ein weltweit anerkanntes Thema ist, muss nicht weiter erörtert werden.
Aber wie sieht die Lösung aus – wie die Diagnose und vor allem die Therapie?
Sind Begriffe wie „Einschränkung, Verzicht, Klima-Steuern, Reduzierung, Umdenken usw." wirklich alternativlose Antworten, um die C02-Abgabe in die Atmosphäre zu senken? Wollen die deutsche Regierung und Ihre Staatswissenschaftler Innovationen nicht wahr haben, um damit den Menschen und Unternehmen in Deutschland die einmalige Chance zu nehmen, trotz dass wir keine nennenswerten energieerzeigenden Rohstoffe bzw. kein stürmisches und sonnenüberflutetes Land für die grüne Energiegewinnung sind, Weltmarktführer in der Energiegewinnung werden zu können?
NEIN! ES GEHT ANDERS!
Um so stolzer ist das Team um die Neutrino Gruppe mit ihrem weltweit organisierten, wissenschaftlichen Beirat, dass Staaten wie Indien, Russland, China die USA und andere den Stand der Entwicklung als Zukunftstechnologie anerkennen, würdigen und nutzen wollen.
Die schrittweise, weltweite Einführung der Neutrinovoltaik schafft ähnliche Voraussetzung zur Reduzierung der C02-Produktion, wie 1987 bei der Einigung der Weltgemeinschaft zur Bekämpfung des Ozonloches geschlossen hat.
Eine Alternative ist zu entwickeln wie seiner Zeit zur Abschaffung des FCKW. Das funktioniert nur durch neue, innovative Schritte, die sofort umsetzbar sind.
Hoffen wir, dass im Oktober 2021 Deutschland nicht weiter zu spät kommt, sondern das was die Deutsche Politik sein will, nämlich Vorreiter zu sein, um die Klima- und Energieprobleme ohne soziale Härten zu lösen.
Stockholm/Sargans, 19.03.2021
Wissenschaftler an der *Königlich-Technischen Hochschule (KTH) in Stockholm, eine der führenden ingenieurwissenschaftlichen Universitäten Europas, haben in einer von der Daimler AG beauftragten Studie nachgewiesen, aus solaren Neutrinos kann Strom bzw. Energie durch Umwandlung bereit gestellt werden.
Für Wissenschaftler wie Prof. Dr. Günther Krause und Visionäre wie Holger Thorsten Schubart, die seit Jahren an dieser Form der neuartigen Energiegewinnung erfolgreich forschen und die dafür vehement und systematisch durch politisch motivierte und staatlich abhängige Wissenschaftlern verhöhnt und gar als inkompetent verleumdet wurden, kommt nun mit dieser Studie aus Stockholm unerwartet Rückenwind.
In dem von Prof. Dr. Ing. habil Günther Krause im letzten Jahr veröffentlichten Buch Das ewige Licht beschreibt er detailgetreu und leicht verständlich die Funktionsweise dieser "neuen" Technologie der Energiegewinnung aus den nichtsichtbaren Strahlenspektren.
Das nun ausgerechnet die Daimler AG aus Stuttgart aufgrund des Patentes der Neutrino Deutschland GmbH auf diese zukunftsträchtige Stromgewinnung durch solare bzw. kosmische Strahlung aufmerksam geworden ist, zeigt, dass man sich dort bewusst ist, dass diese Technologie gerade in der Elektromobilität ein neues Zeitalter einläuten kann.
Die Wissenschaftler der KTH kamen zwar, durch eine falsche Konklusion vorläufig zu dem Schluss, dass die festgestellte Energiegewinnung vermutlich nicht ausreichen würde um ein Fahrzeug anzutreiben, aber der wichtigste Fakt wurde dennoch bewiesen: durch Wandlung kosmischer Strahlung – sogenannte Neutrinos u.a. – kann grundsätzlich elektrischer Strom erzeugt werden.
Dass das Forscherteam um Prof. Günther Krause schon längst dieses Problem der vermeintlich noch zu geringen Energieschöpfung laut der KTH-Studie gelöst und im Buch beschrieben hat, sollte hier nicht unerwähnt bleiben. Anders als bei der Photovoltaik kommt nämlich bei der Neutrinovoltaik nicht nur die Oberfläche einer Karosserie als Energiewandler in Betracht, wegen der Durchdringungsfähigkeit der Strahlung mithin nämlich der gesamte Kubus.
Vertreter von Ländern wie China, Russland und Indien stehen bereits mit der Neutrino Deutschland GmbH in engem Kontakt. Diese Länder sind scheinbar viel aufgeschlossener gegenüber neuen und zukunftsträchtigen Technologien, insbesondere da gerade die Tragweite der Neutrinovoltaik weit über die der Elektromobilität hinaus gehen dürfte. Die Zukunft ermöglicht bei der konsequenter Umsetzung wissenschaftlicher Erkenntnisse der Neutrino-Physik eine im menschlichen Ermessen unendliche und nachhaltige, also CO2 freie dezentrale Energiebereitstellung durch an jedem Ort 24/7 permanent verfügbare nichtsichtbare Strahlenspektren, mit derzeit noch unermesslich vielen positiven gesellschaftlichen Einflüssen.
Das ist zweifelsohne die Zukunft – das ist der Weg in ein neues energiewirtschaftliches Zeitalter. Es muss nur politisch erkannt, dann gewollt und im Interesse aller Menschen konsequent gehandelt werden.
Dresden/Leipzig, 28.07.2019
Oft wird „Städtenamen verrückt“ als langlebigste deutsche Rundfunksendung bezeichnet. Sie entstand 1965. 289 Folgen davon liefen zunächst in der Sendung „Alte Liebe rostet nicht“ bei Radio DDR, dann unter der Bezeichnung „Städtenamen verrückt“ bei MDR 1 RADIO SACHSEN. Wann und wie kam es zu dieser Idee?
Manfred Uhlig: Die ersten vier oder fünf Sendungen, die wir mit der „Alten Liebe“ in den Städten unterwegs waren, gab‘s ja die ulkige Namenserklärung, wie die jeweilige Stadt zu ihrem Namen kam, noch gar nicht. Die Initialzündung ist, soweit ich mich erinnern kann, mit einer Nachtfahrt verbunden, die uns von der Vorbereitung einer Sendung – ich glaube einer Sendung in Olbernhau – zurück auf der B 170 Richtung Dresden nach Berlin führte. Im Auto saßen Günther Hansel, der mit mir die Sendung von Anfang an moderierte, und der stellvertretende Redaktionsleiter aus der Unterhaltung von Radio DDR, Wolfgang Bauer. Wir drei kannten uns ja schon lange. Im Prinzip war zwischen uns alten Freunden alles bekannt. Auf so langer Fahrt, noch dazu nachts, fehlten dann manchmal die Themen, die den, der das Auto lenkte, wach hielten. Schlafen konnten die beiden, die nicht fuhren, im Auto nicht wirklich. Und es stellte sich die Frage: „Was mach‘mer denn nun?“
Wir fuhren damals gerade durch Dippoldiswalde, als plötzlich einer von uns sagte: „Lasst uns doch mal auf unsere Art darüber quasseln, wie der Ort, den wir als nächsten durchfahren, zu seinem Namen gekommen ist.“ Gesagt, getan. Das Ortseingangsschild tauchte auf.Was stand drauf? Oberhäslich! Hansel stellte den Motor ab, weil wir vor Lachen nicht mehr konnten. Ich sage plötzlich, so mehr aus Quatsch: „Stellt euch mal vor, wir würden hier die ‚Alte Liebe‘ machen. Da würdest du Günther mich ankündigen: ‚Liebe Gäste, begrüßen Sie nun mit mir meine fabelhafte Bedienung. Er ist zwar kein Adonis, aber auf gar keinen Fall ist mein Herr Ober hässlich!‘“ Verrückt! So, oder ähnlich, ist die Idee mit den Namenserklärungen entstanden und wurde sofort zum festen Bestandteil meiner Co-Moderation in der „Alten Liebe“.
Mit Günther Hansel hast du ja die Sendung moderiert. Welchen Part hatte er?
Er hatte zweifelsohne den härteren Job von uns beiden. Er musste zum Beispiel während der ganzen Sendung, im Gegensatz zu mir, immer im Saal bleiben. Er war gewissermaßen der „Maître de Pläsir“. Er hat das souverän gemeistert. Vierundzwanzigeinhalb Jahre haben wir das durchgehalten. Wir sind stolz, dass nicht eine Sendung ausgefallen ist. Weißt du, der Hansel, der Bauer und ich, wir waren, heute würde man auf Neudeutsch sagen, ein „Dream-Team“! Möglich, dass dabei eine Rolle spielte, dass wir alle drei gebürtige Leipziger waren und sozusagen die gleiche „Gusche“ hatten!
Welche der skurrilen Namenserklärungen sind für dich denn am gelungensten?
Ich will und kann mich da einfach nicht festlegen, denn irgendwie sind alle Erklärungen ulkig, gelegentlich sicher unmöglich, aber für mich immer des Nachdenkens wert und zum Schmunzeln anregend. Hauptsache, die Leute finden es verrückt.
Du weißt doch selbst, als alter Rundfunkhase, wie Radioleute im guten Sinne spinnen können, wenn‘s nötig ist. Einer fängt dann an mit einer Formulierung, der andere gibt seinen Senf dazu und der Dritte kommt mit einem völlig neuen, noch verrückter formulierten Gedankenansatz. Das Beste für den Ort, aus dem die nächste Sendung kam, wird genommen.
Die Namenserklärungen mussten ja auf vergangene Vorzeiten abheben, also in der Regel auf das Mittelalter. Reichte das schon für den Erfolg?
Möglicherweise spielte das eine Rolle, aber eben nicht nur. Denn wir verarbeiteten ja zum größten Teil auch Gegenwärtiges, über das in den jeweiligen Städten „gedratscht“ und „gequatscht“ wurde. Das teilweise auch Anlass für ganz konkreten, aktuellen Ärger in der Stadt war. Und wir haben ja durch die „Alte Liebe“ alles Erfreuliche, aber auch die Ärgernisse erfahren, die wir wollten. Anfangs übrigens war das eher noch nicht so.
Unsere Ansprechpartner in den Orten und Städten waren nur die Bürgermeister, sonst niemand. Diese waren, zumindest in den ersten Monaten, sehr vorsichtig mit dem, was sie uns offenbarten. Die wussten ja nicht, was auf sie zukommt, als wir damals 1965 mit der „Alten Liebe“ angefangen hatten. Diese vornehme Zurückhaltung, wie ich es mal so nennen will, legte sich dann von Sendung zu Sendung aber sehr schnell. Ich denke, dies hängt auch mit unseren Ideen zusammen. Auf eine bin ich in diesem Zusammenhang per Zufall gekommen: Es stand zum einen ja die Frage, wie gewinnen wir sehr schnell jenes Vertrauen in den Städten, das „die Zungen löst“, und wie gewinnen wir zum anderen die Bürgermeister für uns? Die mussten ja immer am Ausgang der Sendung, im Interview mit Günter Hansel unter der Rubrik „Drei Fragen vor der Rathaustür“ Rede und Antwort stehen!
So fragte ich mich damals beispielsweise auch, wie können wir den Bürgermeistern eine besondere Freude machen, die sie unaufdringlich, aber wirkungsvoll zu unseren Verbündeten macht? Ich sagte mir, die müssen was überreicht bekommen, etwas, das ihnen nur die „Alte Liebe“ geben kann. Irgendwie bei einem „Schnäpsel“ hat‘s dann bei mir gefunkt. Wir brauchen eine „Alte-Liebe-Bürgermeister-Amtskette“. Ja genau, das war es! Keine Diskussion mehr im Team. Die Amtskette-Idee war gekauft!
Irgendwo in einer Ecke der ehemaligen DDR haben wir dann einen gewieften Handwerksmeister gefunden, der konnte das. Eine spezielle „Alte-Liebe-Amtskette“ wurde entworfen und aus „Schaumgold“ hergestellt. Ich sage dir, wenn wir dem Bürgermeister diese Amtskette im Saal umlegten, wenn der die dann um den Hals trug, da war der einfach gerührt und stolz. Und am ganzen Abend nach der Sendung hat der die nicht mehr abgelegt.
Woher habt ihr euch die Anregungen für eure Stadtgeschichten geholt?
Also es begann immer so circa sechs Wochen vorher. Bauer, Hansel und ich kamen für mehrere Tage in die Stadt und stellten diese für unsere Sendung gewissermaßen auf den Kopf. Ausgangspunkt war immer mittags das Rathaus. Nach dem Mittagessen haben wir dann zum Bürgermeister gesagt: „Wir gehen jetzt mit dir ein bisschen durch deine Stadt und du zeigst uns mal was. Wir können auch irgendwo mal ein Bierchen trinken.“ – Wir wollten eigentlich nur rauskriegen, was passiert, wenn der Bürgermeister in der Stadt auftaucht. Wie denken die Leute über den? Wird der gegrüßt, wird der angesprochen usw.? Das interessierte uns. Ein guter Seismograf für die Stimmung in der jeweiligen Stadt war das. Das war von uns so ein Trick, der sich bewährt hat.
Jeder von uns hatte bei den Vorbereitungen seine speziellen Aufgaben. Wolfgang Bauer, unser Chef, hatte seine Historie und alle Fäden in der Hand. Günther Hansel kümmerte sich um die Gesprächspartner und Besonderheiten. Ich mischte mich unters Volk und schlenderte immer mit offenen Ohren durch die Stadt. Ich setzte mich beispielsweise in der Poliklinik ein bisschen ins Wartezimmer, war dann meistens bei irgendeinem Friseur, weil dort immer gequatscht wird. Und wo eine Schlange war, hab ich mich mit angestellt. Ich hatte sozusagen das Ohr an der Masse. Später war es dann so, dass ich dort, wo ich auftauchte, von den Leuten auf der Straße angesprochen und gefragt wurde: „Hamm‘se schon gehört, was bei uns Neues los ist?“
Wir trafen uns bei diesen Vorbereitungen auch einen ganzen Abend lang im Hinterzimmer einer urigen Kneipe zu einem abendlichen „Arbeitsessen und -trinken“ mit einer Handvoll Einheimischer – den sogenannten „Ureinwohnern“, die seit Generationen hier lebten und über alles, bei Bedarf sogar mit Name und Hausnummer, Bescheid wussten, die uns erzählten, was in der Stadt so los oder auch nicht los ist.
Das war die Fundgrube für Klatsch und Tratsch, da wurde auch Tacheles geredet. In so eine Runde gehörten zum Beispiel alte Handwerker, einer von der Feuerwehr, ein Schornsteinfeger, ein alter Lehrer, ein Briefträger, der Ortschronist oder ein alteingesessener Hausarzt. Alles Leute, die mitunter mehr wussten, als der Bürgermeister ahnte. Feierabend war erst, wenn wir genügend „Material“ zu Papier gebracht hatten. Keine Frage, dass diese Gesprächsrunden immer feuchtfröhlich endeten.
Hast du die Wirkung dieser Storys vor der Sendung in den Städten bei Gastspielen schon mal ausgetestet, oder war die Sendung dann wirklich immer die Uraufführung?
Die Sendung war immer die „Uraufführung“. Und wir hatten einen großen Vorteil für all das, was wir sagten: Es betraf ja immer nur die konkrete Stadt. Das war eigentlich von uns ein gewollter Schachzug, denn wir konnten deshalb viel mehr sagen, als wenn wir einen größeren, verallgemeinernden Rahmen gewählt hätten. Die Leute waren ja nicht dumm. Sie dachten einfach weiter, wenn sie wollten.
So wie eine ulkige Gründungsgeschichte ausgedacht war, habe ich sie in verballhornter Form vorgetragen. Damit mussten die Städte klarkommen, ob man es wollte oder nicht. Aber unter uns, es war fast immer ein großer Wurf.
Künstler, das hat das Metier so an sich, sind ja alle mehr oder weniger nachts nach den Vorstellungen auf dem Heimweg. Hat denn mal irgendjemand eure Methode der Städtenamensgebung nachgeahmt?
Ja, zumindest von den Puhdys ist mir das erinnerlich: Heinz Quermann, der bekannteste Radio- und Fernsehmoderator der DDR, feierte 35 Jahre „Schlagerrevue“. Ende 1988 wurde die letzte Sendung über das Fernsehen mit den beliebtesten Schlagerinterpreten von einst übertragen. Anschließend gab es eine riesen Party mit allen Mitwirkenden. Ich war auch dabei.
Dort traf ich auch Dieter Birr von den Puhdys. „Maschine“ offenbarte mir an dem Abend, dass die „Alte Liebe“ für die Puhdys der Anlass war, es auch mal zu versuchen, völlig eigene Gründungsgeschichten der Städte zu erfinden. Natürlich mehr als Gag. Auf einer ihrer Nachttouren hatten sie die „Alte Liebe“, die ja auch nachts wiederholt wurde, im Autoradio gehört, und versuchten es deshalb auf der Heimfahrt selbst mal. Dass sich die Rocker daran heute noch erinnern können, glaube ich nicht. Aber, selbst sie haben sich als Städtenamens-Gründungsdichter auf ihren Nachtfahrten versucht. Das ist doch verrückt, oder?
Viele, die dir irgendwo heute noch begegnen, so mein Eindruck, sprechen dich immer wieder auf die verrückten Städtenamen aus der „Alten Liebe“ an. Und zugleich taucht immer die Frage auf: „Herr Uhlig, wie kam denn unsere Stadt zu ihrem Namen?“ Nervt dich das?
Natürlich nicht, das gehört doch dazu, ist ein Stück meines Lebens, meines Berufes. Und unser Beruf ist doch einer der schönsten, den man sich denken kann. Wenn ich das mal auf die Gegenwart beziehe: Ich bin jetzt in einem respektablen Alter. Aber immer noch quatschen mich Leute auf der Straße an: „Hey Manne!“ oder Mannel oder Herr Uhlig oder so ... Da sage ich mir, es kann doch nicht alles schlecht gewesen sein, was du in deinem Leben gemacht hast. Kann einem Künstler eigentlich Besseres widerfahren, als dass er nach so vielen Jahren immer noch auf der Straße erkannt wird? Also, da bin ich schon ein kleines bisschen stolz.
Du bist am 2. September 1927 in Leipzig geboren. Im Personenstandsregister bist du als Erhard Walter Manfred Uhlig eingetragen. Wer hat denn dir die sächsische Schnauze familienseitig in die Wiege gelegt?
Ja, ich denke mal, das kommt mehr von väterlicher Seite. Mein Vater war sehr gesellig und humorvoll. Der konnte auch gut Texte schreiben. Nicht für den großen Gebrauch, aber für die Festzeitungen zu Hochzeits- und runden Geburtstagsjubiläen der Uhlig-Sippe hat mein Vater gedichtet. Der war „wortgewaltiger“ als meine Mutter. Die war eher musikalisch begabt, spielte sehr gut Klavier. Ich wollte dies auch lernen, das ging gründlich schief. Ich kann doch bis heute noch keine Note lesen. Obwohl ich im Gymnasium in Musik mal eine Eins hatte. Trotzdem habe ich mir später autodidaktisch das Klavierspielen beigebracht.
Du hast mir erzählt, dass du Linkshänder bist. Schreibst du mit der linken Hand?
Heute kann ich das nicht mehr. Aber als ich 1934 in die Volksschule aufgenommen wurde, zu einer Zeit, als man in Deutschland noch mit Schiefertafel und Griffel hantierte, habe ich zunächst mit der linken Hand geschrieben. Aber gleich in ein Sütterlin-Heft, in dem Zeilen drin waren. Mein damaliger Lehrer, ein Humanist besonders ausgeprägter Art, würde ich heute sagen, meinte: „Wenn du Linkshänder bist, dann schreib mal mit deiner Paradehand.“ Das war zu damaliger Zeit durchaus nicht selbstverständlich.
Aber, wie gesagt, ich bin dann irgendwann selbst zum „Rechtshand-Schreiber“ geworden. Ansonsten mache ich alles bevorzugt mit der linken Hand. Nägel einschlagen, sägen ... oder wenn ich Schuhe anziehe – erst der linke, oder die Hose – erst das linke Hosenbein, oder Hemdanziehen – erst der linke Ärmel. Anders geht das gar nicht bei mir.
Wann begann es eigentlich, dass du andere Menschen gut unterhalten hast?
Ich denke, das fing schon auf dem Gymnasium an. Vor allem in der Zeit nach dem 2. Weltkrieg, als ich erneut aufs Gymnasium ging, nach einer sinnlos verschenkten Jugend. Die Jahre ab 1939 mit dem 2. Weltkrieg waren für mich schon düstere Jugendjahre, in denen ich, statt zu lernen, beispielsweise 1944 noch Flakhelfer in Leipzig war. Ich war damals 16 Jahre alt. Seit dieser Zeit vertrete ich die Auffassung, dass es auf dieser Erde überhaupt keine Waffen mehr geben müsste. Mein Wunsch wird aber nie in Erfüllung gehen. Leider!
Aber zurück zur Frage. Ich ging damals, 1945, in eine sogenannte „Heimkehrer-Klasse“, in der die „Kriegsjugend“ dort anknüpfen sollte, wo sie 1939 aufgehört hatte zu lernen. Drei Jahrgänge waren wir damals in einer Klasse. Und dort war ich zur Stelle, wenn mal eine Stunde ausfiel. Dann rief die Klasse sofort: „Leo“, das war mein Spitzname, „rauf aufs Pult! Du machst die Stunde jetzt!“ Dann habe ich à la Heinz Rühmann die berühmte „Feuerzangenbowle“ mit der Klasse nachgespielt. Das war natürlich ein großer Spaß. Ich denke, da habe ich mich innerlich schon auf die Schauspielerei festgelegt.
Wo hast du den Beruf des Schauspielers erlernt?
Ich begann 1948 mein zweijähriges Studium an der damaligen Mendelssohn-Akademie in Leipzig, in der heutigen Staatlichen Hochschule für Musik und Theater. Hier wurden nicht nur Komponisten, Musiker, Sänger oder Dirigenten, wie damals Kurt Masur, ausgebildet. Es gab auch eine Schauspielklasse. Ich hatte das elende Vorsprechen gemeistert und war einer von zwölf, die für die zweijährige Ausbildung ab 1948 aus 120 Bewerbern ausgewählt worden waren.
Lehrjahre sind keine Herrenjahre. Trifft das auch auf das Schauspielstudium zu?
Ja, aber natürlich! Vier Semester dauerte das Studium. Nach dem ersten Semester hatte man ja erst einmal das Grundstudium absolviert. Dann folgte, vom zweiten bis vierten Semester, das Fachstudium. Meinen Lehrern war allerdings schnell klar, dass ich mit meinem Hang fürs Komödiantische und mit meiner „Gusche“ in die eher „leichte“ Richtung tendieren würde.
Schauspieler sollten die Gabe haben, Texte recht schnell zu lernen, sie sollten Texte quasi fotografisch lesen können. Kannst du dies?
Hier hast du was sehr Gutes gesagt. Ich konnte das mal. Ich habe irgendwie fotografisch lesen können. Allerdings ist das nicht so zu verstehen, dass man Rollenbücher oder Manuskripte nur einmal lesen muss und schon kann man die Rolle auswendig. Aber ich wurde, wenn ich drei oder vier Tage lang nichts anderes gemacht habe, als die Rollentexte zu lesen – egal wann und wo –, so textsicher, dass ich die Rolle spielen konnte. Das kam mir später beim Kabarett ebenso zugute, wie bei den Rundfunk- und Fernsehsendungen und natürlich bei den ungezählten Off-Air-Programmen, mit denen ich überall gastierte.
Wann, wo und womit hast du dein erstes Geld verdient?
Meine erste Gastrolle in der Inszenierung „Der Raub der Sabinerinnen“ erhielt ich noch als Student im Theater in Naumburg. Dort engagierte man mich nach dem Studium auch für die Spielzeiten 1950 bis 1953. Und, wie konnte es anders sein, vor allem für Operetten. Der Renner war dort damals das „Weiße Rössl“, ich spielte darin folgerichtig den Sigismund. Das hat natürlich gepasst – als Anfänger!
Ich war dort vor allem ein „Gassensteher“. Das heißt, wenn ich nicht auf der Bühne war, bin ich nicht in die Garderobe gegangen, sondern habe in der Gasse geguckt, wie die anderen auf der Bühne agieren. Da bekam ich am meisten mit vom Schauspielerhandwerk. Ich habe dort in vielen Lustspiel- und Operetteninszenierungen mitgewirkt. Ähnlich wurde ich dann auch bei meinem zweiten Engagement in Wittenberg eingesetzt.
Wenn man in der Provinz Naumburg gewissermaßen ein Märchenprinz ist, muss doch Bedeutendes passiert sein, das den Wechsel nach Wittenberg provozierte?
Was kann mehr provozieren als die Liebe? Ich lernte 1951 in Naumburg meine Frau kennen. Die Story ist schnell erzählt: Ich saß im Stimmbildnerzimmer des Theaters, das ist ein Raum, in dem man sich einsingt bzw. einspricht. Ich übte gerade autodidaktisch am Klavier „Cèst Si bon“, war fröhlicher Stimmung, weil ich beim Publikum so gut ankam und eine schöne Rolle nach der anderen spielte. Da ging hinter mir leise eine Tür auf. Ich habe zunächst gar nicht hingesehen, wer das denn sein könnte. Ich trällerte weiter lustig vor mich hin. Auf einmal sagt eine zarte Frauenstimme: „Können Sie das bitte noch einmal so spielen?“
Ich habe mich umgedreht und da stand eine bildhübsche, junge Tänzerin. Bei mir machte es Klick und ich wusste: Das wird deine Frau. Bis heute ist das so geblieben. Unheimlich schön! Wir haben zwei Kinder, einen Sohn und eine Tochter. Wir haben vier Enkel, wir vier Urenkel, also wieder von jedem zwei. Wir sind vier Generationen, die zusammen Feiertage und andere Feste begehen. Diesen Zusammenhalt der Familie habe ich mir immer gewünscht. Dass das zwischen uns so geklappt hat und vor allen Dingen, dass das gehalten hat, dafür bin ich heute noch dankbar. Da meine Frau damals nach Wittenberg engagiert war, bin ich ihr natürlich gefolgt.
Anschließend von Mitte der 50er bis Anfang der 60er Jahre folgte die „wilde“ Kabarettzeit.
Na klar, meine Pfeffermühlen-Jahre, mit so legendären Inszenierungen wie „Rührt Euch“ und „Scherz in Moll“. In einer Zeit, in der es das unabhängige politische Kabarett in der DDR nicht leicht hatte: Es gab Höhen und Tiefen.
Wir waren aber insgesamt recht gut. Und ich bekam hier in einer der letzten Pfeffermühlen-Inszenierungen meinen persönlichen „Typenstempel“ aufgedrückt – als der Mann, der sich auf der Bühne, später auch im Radio und im Fernsehen, als der Mann mit dem Telefon mit aller Welt unterhielt und Themen des Alltags aufspießte.
Und ich war eben wieder in Leipzig, dort, wo ich mich am wohlsten fühle, wo man meine „Gusche“ versteht, wo bis heute mein treuestes Publikum ist, wo ich die größte Popularität habe, wo ich Sachse sein kann und künstlerisch inspiriert werde, ohne Wenn und Aber. Hier ist seit Jahrzehnten mein Lebensmittelpunkt.
Pfeffermühlenjahre – Entdeckerjahre?
Wenn man so will, im wörtlichen wie im übertragenen Sinne, ja. Denn als ich 1959 für einige Monate dort auch mal künstlerischer Leiter war, bewarb sich bei mir für ihr erstes Engagement nach dem Schauspielstudium eine gewisse Helga Hahnemann aus Berlin, deren Talent ich sofort erkannte und mit der ich bis zum Spielzeitende 1961/62 bei der Pfeffermühle blieb. Danach bot mir der Rundfunk einen Exklusivvertrag in der Unterhaltungsredaktion zunächst in Leipzig, dann in Berlin an. Die Henne begann ihre Fernsehkarriere. Ich kann eigentlich mit Fug und Recht sagen: Ich habe sie mitentdeckt. Für mich das Wichtigste, wir haben unsere Verbindung bis zu Hennes Tod nie aufgegeben.
Was bedeuten dir Kollegialität und Freundschaft?
Kollegialität heißt für mich Verlässlichkeit, hat natürlich auch mit Vertrauen zu tun und damit, dass man Kollegen nicht in die Pfanne haut. An Freundschaft knüpfe ich „höhere“ Maßstäbe. Da geht man durch dick und dünn. Freundschaft bewährt sich vor allem auch in Konfliktzeiten und Freunden hört man einfach immer ein bissel genauer und besser zu als anderen Menschen. Freunde hat man wenige, aber wenn, dann lange Jahre. Apropos, ich grüße meine Freunde in Leipzig, Brandenburg, Lübben und überall in der weiten Welt.
Wie stehst du zu Kritik?
Sagen wir mal so, ich musste lernen, damit umzugehen, viele Jahre. Ich war wirklich eine Mimose diesbezüglich. Mich wurmt Kritik unheimlich und ich brauche lange Zeit, ehe ich das verarbeite. Dabei ist die meist gut gemeint. Zu mir hat mal jemand gesagt: „Eigentlich bist du hochintelligent, aber schwer von Begriff.“ Recht hat er!
Was faszinierte dich am Rundfunk, warum bist du diesen Vertrag mit der Unterhaltungsredaktion eingegangen?
Ich habe dort solch tolle Sendereihen mit aus der Taufe gehoben wie das „Leipziger Allerlei“, „Kollege kommt gleich“ und die „Alte Liebe rostet nicht“, die ich auch redaktionell mitbetreute. Das waren „Straßenfeger“ mit Einschaltquoten, die heute ihresgleichen suchen. Ich war ja nicht nur am Mikrofon der Sprecher oder der Kabarettist oder der Moderator. Ich habe dort, ohne es eigentlich zu bemerken, die journalistische Ecke mitgekriegt.
Ich bin heute dankbar, dass ich meinen Beruf studiert habe und dass ich im Rundfunk ein tolles Team hatte. Wir waren wie alte Latschen, die zusammengehörten. Ich hatte berufliches Glück. Im Rundfunk und später im Fernsehen hatte ich auch Gelegenheit, meine in der „Pfeffermühle“ geborene „Sächsische-Telefon-Type“ so zu kultivieren, dass mich damit die heute über 50-Jährigen wie auch durch die Sendungen „Alte Liebe rostet nicht“, „Städtenamen verrückt“ oder eben über die Dialektiker beim „Kessel Buntes“ immer noch identifizieren.
Stichwort „Kessel Buntes“ – Was bedeutete es für dich, einer der drei legendären Dialektiker zu sein?
Also es gab das unvergessene Warnemünder-Original, Horst Köbbert, den Ur-Berliner Lutz Stückrath und mich, den Sachsen Manfred Uhlig. Mit uns sollten die Regionen der DDR abgebildet werden, der Norden, die Mitte und der Süden. Ich war sozusagen die DDR „untenrum“. Ich hatte das große Glück und die Chance, als Sachse zu erzählen, was „da unten“ so an Mist passiert. Wir haben bis 1978 versucht, die DDR zum Schmunzeln und Nachdenken zu bringen, bis man uns, wo und wie auch immer, nicht mehr richtig traute.
Manchmal gelangen uns auch Gags völlig unfreiwillig. Zum Beispiel: Wir hatten mal einen Auftritt, da sollten wir drei mit dem Fahrrad auf die Bühne des alten Friedrichstadtpalastes radeln. Den Ersten machte Horst Köbbert auf einem Rennrad. In der Mitte kam Lutz Stückrath auf einem Klapprad. Ich fuhr als Letzter – der Sachse auf so einer alten „Schmette“, an der das Schutzblech klapperte. Im alten Friedrichstadt-Palast hattest du so gut zwanzig Meter von der Seite, bis du auf der Bühne warst. Köbbert war schon draußen, Stückrath nimmt Anlauf und macht es wie die Bobfahrer, springt von hinten über den Sattel, und da sehe ich, weil ich erst nach ihm dran war, sssttt, einen riesen „Schlaatz“ hinten in der Hose. Ich sagte laut hinter der Bühne: „Ach du große Scheiße!“
Das Publikum im Saal brüllte sofort los und ich dachte: Warum lachen die denn? Ich hatte ja keine Ahnung, dass mein Mikro schon offen war! Ich bin dann auch auf die Bühne rausgeradelt und Horst Köbbert fragte mich ganz süffisant: „Kann es sein, dass ich aus deinem Munde soeben das Wort ‚Scheiße‘ ...“ – „Ja, ich habe ‚Scheiße‘ gesagt“, erwiderte ich. Und ganz offiziell schob ich die Erklärung live nach: „Liebe Fernsehzuschauer, liebes Publikum im Saal. Es ist kein Witz, Stückraths Hose hat jetzt vorne und hinten einen Schlitz!“ Das Haus quiekte vor Vergnügen.
Ich habe durch den „Kessel“ viel Popularität erlangt und mit vielen internationalen Stars zusammengearbeitet. Dennoch, meine große Liebe gehörte der „Alten Liebe“ und den verrückten Städtenamen.
Woran zeigt sich die dir nachgesagte Pingeligkeit am auffälligsten?
Im täglichen Gebrauch. Ich bin diszipliniert erzogen. Disziplin ist das A und O für alles, was es im Leben gibt. Daraus muss man die Folgerung ziehen, dass eben alles seine Ordnung hat.
Ordnung auch darin, dem Rauchen Ade zu sagen?
Ja, das ging von jetzt auf gleich und ist über zwanzig Jahre her. Ich saß am Schreibtisch und habe Texte geschrieben und rauchte dazu, wie gewöhnlich. Ich hatte aber vorher in der Zeitung irgendwas gelesen, wie schnell „Glimmstängel“ zu „Sargnägeln“ werden können. Da kriegte ich plötzlich das große Flattern, habe die bereits halb aufgerauchte Zigarette ausgedrückt und mir gesagt: „Du rauchst nie wieder in deinem Leben.“ Ich habe seitdem nie wieder eine Zigarette angefasst!
Was heißt für dich, Kaffeesachse zu sein?
Das ist eine Auszeichnung, Kaffeesachse sein, das kann eigentlich nicht jeder. Wenn einer behauptet, er wäre einer und sagt: „Ich trinke keinen Kaffee, ich trinke nur Tee“, dann mag der zwar Recht haben, aber so geht‘s nicht!
Welches sächsische Gericht schmeckt dir besonders gut?
Am liebsten sächsische Hausmannskost. Ich liebe Eintöpfe aller Art, aber nur mit „Briehe“. „Eene Briehe is eene richt‘sche Ditsche, wo man die Kartoffeln reinquetschen kann!“ Ohne „Briehe“ schmeckt kein warmes Essen. Dann wäre noch Kartoffeln mit Hering und auch mal ne Bockwurst.
Wie passen sächsische Gemütlichkeit und die Tatsache für dich zusammen, dass „tun“ und „machen“ die meistgebrauchten Verben in Sachsen sind?
Weil wir Macher sind: Mir machen heeme, mir machen off Arbeit, mir machen reene, mir machen Dreck,
mir machen in Urlaub, mir machen och‘emal nichts, mir machen Spaß ...
Wir sind eben richtige Macher, wir Sachsen. Und nur wir Sachsen können das so machen. Und wir machen
es auch gerne, aber immer „scheen gemiedlich mach‘ mers“.
Rasputin hat mal gesagt: „Der Mensch altert nicht, wenn er älter wird, sondern wenn er aufhört, Kind zu sein.“ Woran zeigt sich denn bei dir das Kind heute noch?
Ich bin Manfred, das personifizierte Kind im Manne. Ich bin, so wie in meiner Kindheit, oft im Grünen. Damals hatten wir einen eigenen Garten, heute einen Uhlig-Baum im nahen Park: Ein Familienbaum mit einer Widmung, den meine Frau und ich erworben haben und an dem dereinst auch unsere Nachkommen an uns denken werden.
Ist das Altern für dich Last oder Gelassenheit?
Das ist eine sehr schwere Frage. Jeder weiß, das Alter kommt und es wird nicht leichter. Aber man muss eben versuchen, damit zu leben. Jeder hat kleine Wehwehchen, aber wer im Alter keine Wehwehchen mehr hat, der muss aufpassen, denn es könnte sein, er ist tot. Ich sage zum Beispiel immer: „Wir Sachsen sind nicht totzukriegen, uns bringt höchstens unsere eigene Bescheidenheit um.“
Würdest du bitte jetzt als echter Leipziger folgende Weisheit mal interpretieren und vielleicht auch abschließend ein bissel deuten – ich sage es auf Hochsächsisch: „Drum, wackrer Deitscher, sei nu friedlich und bändge deinen Schimpfinstinkt. De Welt is ieberall gemiedlich, so weit de säggs‘sche Zunge klingt.“
Ich möchte mich deinen Worten jetzt anschließen. Das hast du sehr schön gesagt. Und an irgendeiner Ecke müssen wir drei sächsischen Dialekt-Ecken, Chemnitz, Dresden und Leipzig, irgendwo müssen wir zusammenhalten. Und das machen wir auch. Solange wir Sachsen sind, wird Sachsen nie untergehen. Und wenn ich mal, so gesehen, jetzt zurückdenke in meinem Alter und überblicke das alles, dann betrachte ich mich heute als Auslaufmodell ohne Verfallsdatum.
Manfred Uhlig verstarb am 24.7.2019 im Alter von 91 Jahren.
Das Interview führte Rolf Garmhausen. Er prägte gut 45 Jahre die Radioszene in Dresden; arbeitete hier als Redakteur, Reporter und Moderator zunächst beim damaligen Regionalsender Dresden, später beim MDR und war einer der Protagonisten des nach der Wende ins Leben gerufenen „Sachsenradios“.
Dresden, 28.10.2014
Herr Steuer, jetzt wurde bekannt, dass Sie ein Angebot vom Eiskunstlauf-Verband Südkoreas bekommen haben. Ist das eine Alternative für Sie?
Ich bin schon seit über einem Jahr mit dem Südkoreanischen Verband in Kontakt, damit ich ihnen helfen kann, ein Team für Olympia auf die Beine zu stellen.
Wie geht es Ihnen in Florida? Was haben Sie für Möglichkeiten in Coral Springs mit dem Paar Denney/Frazier?
In CS geht es mir gut, aber ich vermisse meine Heimat Chemnitz. Ich arbeite hier mit Silvia Fontana, John Zimmerman und Jeremy Barret in einem Trainer-Team zusammen. Haven Denney und Brandon Frazier sind zwei unserer Läufer und wir sind stolz auf das, was sie hier bei Skate America geleistet haben.
Was wird nun aus dem Eislaufzentrum Chemnitz ohne Sie?
Ich versuche nach wie vor, ab und zu nach Chemnitz zu kommen, aber momentan gibt es für mich keine Alternative.
Können Sie sich vorstellen, Aljona und Bruno wieder zu trainieren? Und unter welchen Umständen? Waren Ihre Gehaltsforderungen wirklich so hoch?
Ja, ich bin immer noch bereit, Aljona in Deutschland/Chemnitz zu trainieren, aber nur wenn ich für meine Arbeit auch bezahlt werden kann. Ich muss ja auch irgendwie leben. Meine Anforderungen sind nicht hoch, für das, was ich leisten kann, eher gering. Ich möchte jetzt konkret keine Zahlen nennen, nur dazu, jeder andere Trainer in meiner Position verlangt das Dreifache!
Was war aus Ihrer Sicht der Grund dafür, dass sich Aljona und Bruno nach neuen Trainern umgesehen haben?
Da ich seit April mit den beiden (Aljona und Bruno) umsonst gearbeitet habe und sie ohne mein Wissen einen Deal mit der DEU abgeschlossen haben, haben sie mich am Ende vor vollendete Tatsachen gestellt. Ich sollte nun beide weiter umsonst trainieren. Es wäre allein meine Entscheidung, ob ich später am Erfolg beteiligt sein möchte oder nicht und ich wäre auch nur ein Teil von ihnen und ihren neuen Beratern bzw. ihrem neuen Trainerteam. Beide wollen jetzt alles allein entscheiden, was richtig und gut für ihre neue Zukunft ist. Dazu habe ich nur gesagt, viele Köche verderben den Brei und deshalb konnte ich natürlich unter diesen Voraussetzungen erstmal nicht mit den beiden weiter trainieren. Ich habe ihnen auch andere Alternativen angeboten, durch Sponsoren und Shows Geld zu verdienen, um das Projekt „Olympia 2018" durchziehen zu können, aber ich glaube, es war von beiden vorher schon alles anders geplant.
Ein Druck des Interviews ist möglich, wenn wir nach einer möglichen Veröffentlichung ein Belegexemplar oder den Link zum Onlineartikel erhalten. Foto: wikipedia
Dresden, 04.09.2014
Mit einem prominent besetzten Publikum würdigte der Weltbuch Verlag Dresden mit Richard Tauber den wahrscheinlich ersten Klassik-Weltstar des 20. Jahrhunderts. In seinem Buch "RICHARD TAUBER – Weltstar des 20. Jahrhundert" stellt Martin Sollfrank die erste detaillierte und verifizierte Sammlung an exakt recherchierten Informationen aus dem Leben und der Arbeit von Richard Tauber zusammen. Das vorgestellte Buch unterscheidet sich deutlich von bisher erschienen Biografien, da nur belegte Daten Verwendung fanden und erstmals ein umfangreiches Quellenstudium betrieben wurde. Dieses wurde unter anderem im gut sortierten Archiv der Sächsischen Staatsoper Semperoper betrieben, da Tauber an dieser Oper seine Laufbahn 1913 begann. Semperoper Intendant Wolfgang Rothe nahm das erste Exemplar des neu erschienen Buches im Namen der Sächsischen Staatsoper entgegen. Zum Veranstaltungsrückblick
Dresden, 07.04.2014
In Lesung und Gespräch brachte der frühere Weltmeister im Eiskunstlauf, Ingo Steuer, den Gästen der 6. Literaturlounge am Dresdner Neumarkt seinen persönlichen wie auch sportlichen Lebensweg nahe.
Beeindruckt durch das langjährige, erfolgreiche Engagement als Sportler wie auch Trainer folgte die eine rege Diskussion zwischen Sportler und Publikum vor allem Themen seiner Erfahrungen mit zwei politischen Systemen, in derer beiden er durch politische Akteure in Zugzwang geriet.
Seine Abschlussgala am 26. April 2014 in Chemnitz ist bereits jetzt so gut wie ausverkauft; sein Engagement als Trainer wird Ingo Steuer aber gemeinsam mit der frisch gekürten 5-fachen
Weltmeisterin und Olympia-Bronze-Gewinnerin aus Sotschi, Aljona Savchenko – ebenfalls Gast des Abends, weiter fortsetzen. Rückblick Lesung
Chemnitz, 20.02.2014
Fasst zwei Stunden vor Beginn der Lesung waren bereits die ersten Gäste in der Tietz-Lounge und sicherten sich damit die besten Plätze. Nach und nach füllte sich das TIETZ bis dann pünktlich 20.15 Uhr Verleger und Chef des Weltbuch Verlages Dirk Kohl die erste offizielle Präsentation des Buches von Ingo Steuer "EISZEITEN – Vom Ehrgeiz getrieben" vor über hundert Besuchern eröffnete.
Ingo Steuer, der am Samstag zuvor in der Galerie Roter Turm mit seinen beiden Sportlern Aljona und Robin nach deren Gewinn der Bronzemadaille bei den XXII. Olympischen Winterspielen in Sotschi im Eiskunstlauf der Paare euphorisch von den Chemnitzern empfangen wurde, kam mit seinem 10-jährigen Sohn Hugo ins Kaufhaus Tietz.
Ute Uhlemann, Schauspieleren u.a. für das Dresdner Staatsschauspielhaus laß ca. 50 Minuten sehr emotional aus dem Buch von Ingo Steuer. Nach einer kleinen Pause gab es dann noch eine kleine Gesprächsrunde und einige Gäste konnten natürlich ihre Fragen an Ingo Steuer richten.
Danach stand Ingo Steuer den Besuchern selbstverständlich für die Signierung seines Buches und für Gespräche zur Verfügung, was von den Chemnitzern intensiv genutzt wurde. Rückblick Lesung